Trauerrednerin Andrea Franken erzählt in ihrem Buch inspirierende Geschichten von Leben, Tod und Abschied.
Wenn sich eine Botschaft durch die Geschichten von Andrea Franken zieht, dann die: Geht nicht, gibt’s nicht! Mutig, offen und empathisch begleitet die gelernte Ergotherapeutin seit sieben Jahren Menschen, die einen geliebten Familien-angehörigen oder Freund verloren haben. Dabei geht es ihr nicht darum, konventionelle Standards einzuhalten, sondern die Verstorbenen würdig, besonders und persönlich zu verabschieden. „Eine Rede über das Leben eines Verstorbenen ist kein Abschlusszeugnis für ein gelebtes Leben, sie vergibt keine Noten. Sie soll eine möglichst authentische Gesamtschau auf das Leben bieten, das nun aufgehört hat“, sagt die Autorin, der mit „Vanilleeis zum letzten Gruß“ ein warmherziges und lebensbejahendes Debüt gelungen ist, das am 26.2.2025 im Kösel Verlag erscheint.
„Heidewitzka, Herr Kapitän“ für Onkel Menne
Andrea Frankens Mission: Alle Menschen, die zum Abschied zusammenkommen, sollen den Verstorbenen in ihrer Rede und der Zeremonie wiedererkennen und sich zunicken: »Stimmt. So war sie! Oder: So war er!« Dafür trifft sie Familienangehörige und Freunde dort, wo der Verstorbene gelebt hat. „Das Sofakissen, die Lieblingstasse, die Bilder an den Wänden – all das spricht zu mir.“ Und sie sucht nach typischen Kleinigkeiten (das Hustenbonbon, das immer in der Tasche war), nach Werten, nach Themen, für die jemand gebrannt hat, nach Ecken und Kanten und nach unnachahmlichen Anekdoten. Und so kommt es, dass alle am Grab ein Vanilleeis essen, weil Manfred es so sehr gemocht hat, die Trauerfeier bei Wein und Pianomusik im Hühnergarten stattfindet oder „Heidewitzka, Herr Kapitän“ aus den Boxen schallt, Onkel Mennes Lieblingslied. „Auf diese Weise schafft ein Abschied besondere Momente, die oft selbst zu neuen ‚Weißt-du-nochs‘ werden, die weiterleben, ein Lächeln ins Gesicht zaubern und die Hinterbliebenen trösten und verbinden.“
Der Abschied verdient ebenso viel Aufmerksamkeit wie die Geburt
Andrea Franken betont: „Eine würdige Verabschiedung ist immer wichtig! Und dabei spielt es keine Rolle, ob der 90-jährige Opa gestorben ist, das ungeborene Kind, eine Mutter, die ganz plötzlich durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurde, oder der Bruder, der Suizid begangen hat.“
„Vanilleeis zum letzten Gruß“ ist ein Buch über Begegnungen, die Andrea Franken bewegt haben. Sie erzählt über Fremde, die zu Vertrauten wurden, und lässt die LeserInnen auch an ganz persönlichen Abschieden teilhaben – wie dem von ihrem besten Freund Karl, den sie gemeinsam mit dem Bestatter gewaschen und angezogen hat. Damit die Jeans wie zu Lebzeiten hochgekrempelt war und der Bart auf keinen Fall rasiert.
Wenn der Tod das Leben bereichert
Die Begegnungen mit den Lebensgeschichten der Verstorbenen und ihren Angehörigen haben auch das Leben von Andrea Franken verändert. Ob der Tod bei ihr Narben hinterlässt? „Ganz im Gegenteil“, sagt sie. „Er macht mich zu einer besseren Zuhörerin und einem bewussteren Menschen. Mit jedem neuen Auftrag werde ich daran erinnert, dass der Tod zum Leben dazugehört. Das erdet mich, ich lebe jetzt bewusster, lasse die Dinge nicht schleifen und rücke die Dinge, die schief sind, möglichst schnell wieder gerade. Das befreit mich und verleiht meinem Leben einen Wert.“
Die Dinge regeln, auch das ist Liebe
Eine weitere wichtige Erfahrung hat Andrea Franken während ihrer Arbeit gemacht: „Wenn in der Familie offen über den Tod gesprochen wurde, können alle hinterher viel besser damit umgehen, es bleiben nicht so viele Fragezeichen und Unsicherheiten zurück. Deshalb appelliert sie: „Regle die Dinge, auch das ist Liebe“. Eine Checkliste am Ende des Buches bietet Orientierung. „Das kann man mit 25 genauso gut machen wie mit 95 – man wird deshalb keinen einzigen Tag früher sterben. Der Vorteil: Man behält die Kontrolle über seinen Körper und sein Vermächtnis. Und man entlastet seine Lieben.“
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„Vanilleeis zum letzten Gruß – Inspirierende Geschichten von Leben, Tod und Abschied“von Andrea Franken Gebunden, Pappband, 224 SeitenPreis: 20 € (D), 20,60 € (AT), 27,90 € (CH)Kösel, MünchenISBN: 978-3-466-37337-6EVT: 26.02.2025
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